ZitatAlles anzeigenVerdrängung der Psychoanalyse
Besorgte Bürger heften sich gelbe Sterne an die Kleidung, auf denen „ungeimpft“ steht. Sie versammeln sich auf öffentlichen Plätzen und schwadronieren davon, Bill Gates wolle ihnen Mikrochips einpflanzen, Corona sei eine Erfindung der Medien und die Maßnahmen dagegen der geheime Plan einer globalen Verschwörung.
Wenn sich das Verhalten dieser Menschen nicht mehr rational erklären lässt, sie ihren Interessen und der Vernunft zuwiderhandeln, dann kommt die Psychoanalyse ins Spiel. Mit ihr lässt sich solches Verhalten auf Motive befragen, die den Menschen selbst verborgen sind.
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Und jetzt wird an der Frankfurter Goethe Universität offenbar versucht, einen der letzten beiden der 61 deutschen Lehrstühle für klinische Psychologie, der psychoanalytisch besetzt ist, abzusägen. Eine „Studentische Interesseninitiative Psychoanalyse der Goethe Universität“ beklagt, dass die Professur nach ihren Informationen verfahrensoffen ausgeschrieben werden soll. Sie haben Mitte April eine Online-Petition gestartet. Über 7.800 Personen haben für den Erhalt des psychoanalytischen Lehrstuhls unterschrieben.
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Wie gegenwärtig der Bedarf ist, zeigen die sogenannten Querdenker*innen. Ihr Verschwörungsglaube lässt sich psychoanalytisch als Umgang mit Angst interpretieren. Unaushaltbare Unsicherheiten in der Pandemie werden im Verschwörungsglauben aufgelöst, die Welt vereindeutigt und die Aggression gegen die vermeintlichen Verschwörer pathisch projiziert, sodass die Wut zur Notwehr verklärt werden kann.
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Diese Abgründe zu ergründen könnte Aufgabe eines psychoanalytischen Lehrstuhls innerhalb der Psychologie sein.
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TAZ
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